Heiße Ware: Dealer am Hauptplatz

Purkersdorfer Hauptplatz, Ende August 2022: Ernst Schlatzinger, gelernter Ungustl und Purkersdorfer Urgeistein fummelt nervös in seiner Hosentasche. Ein Mann mit langem, schwarzen Mantel nähert sich ihm.
„Codewort?“, flüstert der etwas dickliche Mann mit Bauernbund-Sticker auf seiner Jacke.
„Codewort Reichenfeinstaub“, sagt Schlatzinger fast etwas verlegen.
Daraufhin öffnet der Unbekannte seinen Mantel, auf dessen Innenseite mehrere kleine Scheite Holz befestigt sind.
„Was brauch ma? Buche? Eiche? Tanne? I hob a a poa Scheitln Zirbe im Angebot, geiler Stoff!“
Hastig entscheidet sich Schlatzinger für einen Scheit Buche und übergibt dem Dealer einen Stapel 500€ -Scheine. Zufrieden und erleichtert wankt der rund um die Uhr Betrunkene nach Hause.

„Was brauch ma? Buche? Eiche? Tanne? I hob a a poa Scheitln Zirbe im Angebot, geiler Stoff!“

Holzlieferant aus Purkersdorf

Reichen-Feinstaub für Alle

Szenen wie diese sind dieser Tage in Purkersdorf keine Seltenheit. Aus Angst vor einem Lieferstopp von russischem Erdgas und dem damit verbundenen Ende von überheizten, ungedämmten Einfamilienhäusern setzen viele privilegierte Bewohner des Wiener Speckgürtels auf die bewährte „Reichen-Feinstaubschleuder“ Holzofen. Fast täglich sieht man mit Brennholz beladene Lastwägen Raummeter für Raummeter Brennholz vor den schicken in Mauerbarock gehaltenen Häusern vorfahren.

Was kostet die Welt? Hamstern für den Winter

Auch Silvia Schandlinger, professionelle Hass-Posterin auf Facebook, zählt zu den Glücklichen. Um nur 18.000€ konnte sie sich ihren Traum erfüllen und Brennholz für mehrere Jahre hamstern. Stolz steht sie auf einer meterhohen Mauer aus Brennholz-Paletten und wickelt genüßlich etwas Stacheldraht rundherum.

„Generation Gratis“ entdeckt Verzicht

Nachdem viele Baby-Boomer nun nicht mehr die Supermärkte leer hamstern können, weichen viele auf das „Waldgold“ aus, wie es in elitären Investment-Kreisen in der Purkersdorfer Gemeinde genannt wird. Seitens „Generation Gratis“ will man sich aber auch durchaus in Verzicht üben. So haben viele Eigenheimbesitzer vor, die geplanten thermischen Sanierung ihrer Speckgürtel-Burgen bis auf weiteres auf Eis zu legen. Man muss eben Prioritäten setzen, auch in schwierigen Zeiten.

Fotocredits: istockphoto

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